Quelle: Märkische Allgemeine, Ruppiner Tageblatt, Dienstag, 3. Mai 2011 von Dagmar Simons
Vor fünf Jahren investierte die gemeinnützige Gesellschaft Lebensräume in eine Hackschnitzelanlage. Diese versorgt den gesamten Gutshof mit fünf Gebäuden an der Fehrbelliner Straße in Neuruppin mit Wärme und Warmwasser. So sind sie unabhängig von Gas und Öl.
Das war jedoch nicht die einzige Neuerung der vergangenen Jahre. Im Frühjahr 2010 begann der Umbau der Wohnstätte. Etwa ein Jahr haben die Bauarbeiten gedauert. Das große Haus, in dem bis dahin 22 psychisch kranke Erwachsene lebten, wurde in dieser Zeit auf den Kopf gestellt. Unter anderem wurde die Elektrik erneuert. Brandmeldeanlagen wurden eingebaut und die Sanitärbereiche modernisiert. Zwar wurde der Grundriss nicht grundlegend verändert, aber es wurde innen alles auf den neuesten Standard gebracht Neue Fenster wurden überall eingebaut. „Das sind gute klassische Holzfenster“, sagt Geschäftsführerin Sibylle Harlos.
Noch riecht das ganze Gebäude nach frischer Farbe. Im Erdgeschoss gingen vor dem Umbau die einzelnen Zimmer rechts und links von einem langen Flur an. „Das hatte Krankenhauscharakter“, sagte Sibylle Harlos, die seit 2008 Geschäftsführerin ist. An ein Krankenhaus erinnert nun nichts mehr. Die Raumaufteilung ist eine andere. Zwei Vierer-Wohngruppen teilen sich jetzt die Etage. In der Mitte befindet sich ein großer Aufenthaltsraum für alle.
Im ersten Obergeschoss hat die Verwaltung ihren Sitz. Auf derselben Ebene hat eine Fünfer-Wohngruppe ihr Zuhause. Im Dachgeschoss sind vier Ein-Raum-Wohnungen mit eigenem Bad und kleiner Küche. Insgesamt leben in dem Haus 17 Menschen, vorher waren es 22. Für dieses Haus gibt es bereits eine Warteliste, so begehrt sind die Wohnplätze in der Einrichtung. Für fünf Bewohner wurde Platz in dem kleinen Nachbarhaus geschaffen. „Das wurde völlig entkernt und neu aufgeteilt“, sagt Sibylle Harlos. Zwei der fünf Einzelwohnungen sind barrierefrei.
Während des Umbaus haben alle 22 Bewohner in dem großen Haus weiter gewohnt. „Wir waren skeptisch, ob das klappt“, sage Sibylle Harlos. Immerhin waren die Presslufthämmer im ganzen Haus zu hören. Doch es habe nicht mehr Krisensituationen und Notfälle gegeben als zu normalen Zeiten, so Sibylle Harlos. Das sei den Mitarbeitern zu verdanken, die die Bewohner auf die veränderte Situation einstellten und sie begleiteten. Sowohl Mitarbeiter als auch Bewohner empfinden die neue Wohnsituation als wesentlich entspannter, so Harlos.
Insgesamt arbeiten 85 Frauen und Männer bei der gemeinnützigen Gesellschaft Lebensräume. Sie wurde am 1. April 1998 von den Vereinen „Lebensräume“ und „Aufbruch“ gegründet. Die Lebensräume Gesellschaft bietet Eingliederungshilfe für Menschen mit chronisch psychischen Beeinträchtigungen, geistigen und Schwerstmehrfachbehinderungen in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin und Oberhavel.
Neben dem Gutshof in Neuruppin unterhält sie noch Wohnstätten in Fehrbellin, Linum und Oranienburg. Dazu kommen 70 Plätze im betreuten Wohnen in Neuruppin und 25 Plätze im Kreis Oberhavel. Dann gibt es noch die beiden Tagesstätten „Gutshof“ und „Steinklee“. Außerdem hat die Gesellschaft eine Ergotherapiepraxis in der Heinrich-Rau-Straße mit drei Ergotherapeuten.
Manche der Bewohner des Gutshofes leben bereits seit vielen Jahren dauerhaft hier, andere sind nur für einige Jahre dort. „Der Idealfall ist, dass unsere Bewohner hier so fit gemacht werden, dass sie in ein betreutes Wohnen in eigener Wohnung in der Stadt wechseln können“, sagt Sibylle Harlos. Die Altersspanne der Klienten reicht von Mitte 20 bis zum Rentenalter.
Möglich wurden die umfangreichen Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen durch staatliche, aber auch private Fördermittel. So hat sich die Aktion Mensch mit 350 000 € beteiligt. Die Stiftung Deutsch Behindertenhilfe gab weitere 90 000 € dazu.
Am 20. August lädt Lebensräume zum Sommerfest auf dem Gelände des Gutshofs ein. Dann Können sich Angehörige und Interessierte ein eigenes Bild von den neuen Räumlichkeiten machen und selbst sehen, warum sich die Bewohner dort rundherum wohlfühlen.